Freiberuflichkeit #1 - Ich sehe kaltes Wasser

Datum: 15.03.2019 - Kategorie: Selbstständigkeit

Die vergangen Tage habe ich ja bereits vorweggenommen, das erste Jahr über mehrere Beiträge Revue passieren zu lassen.

Anstatt mit Tag 1 der Selbstständigkeit möchte ich aber mit dem davor anfangen. Wie ist es zu der Entscheidung gekommen? Wo gab es welche Schwierigkeiten? Und worüber man sich was bewusst machen sollte.

Die ersten vagen Gedanken - "Ich sehe kaltes Wasser"

Vor gut zwei Jahren kamen die ersten wirklich verwertbaren Gedanken, von der Festanstellung in die Freiberuflichkeit zu wechseln. In meinem damaligen Projekt gab es einen Freiberufler, dessen Arbeits- und Lebensgestaltung mich sehr ansprachen. Doch bevor ich mich daran traute dort konkret nachzufragen, musste ich mich selbst fragen: "Ist es wirklich das was ich möchte? Was muss ich alles beachten?"
Und wohl nicht nur meine Favoriten-Frage: "Bin ich schon bereit dafür?"

Rückblickend würde ich sagen, dass ich zu diesem Zeitpunkt wirklich noch nicht bereit dafür war. Nicht wegen möglichem fehlenden Wissen oder aufgrund meines jungen Alters. Sondern eher, wegen damals noch fehlendem Rückrat.

DAS Gespräch

in einer lauen Sommernacht

Vor knapp zwei Jahren lud ein guter Freund zu seinem damaligen Geburtstag zum Grillen ein. Da das Wetter erste Sahne war und die Strecke mit dem Moped um einiges kurviger war, ging es natürlich auf zwei motorisierten Rädern zu ihm.

Auf dem Weg zu ihm war mir aber in keinster Weise klar, dass es ein äußerst prägender Abend für mich werden sollte. Während dieser langen und lauen Sommernacht dann, hatte ich dann ein ausführliches (wohl auch nicht ganz nüchternes), womöglich DAS, Gespräch.

An komplett alles kann ich mich leider nicht mehr errinnern außer, dass ich viele Fragen stellen konnte und gefühlt mindestens doppelt so viele, dafür aber fiese, und offene Fragen zurück gefragt wurde. Eine ehrliche Diskussion mit Vor- und Nachteilen wurde geführt. Zum Abschluss gab es dann noch offene Fragen für späteres in sich kehren.

Schaff ich das?

Ein für mich damals nicht unerhebliches Risiko sah ich in mir selbst.

Heißt es nicht immer "selbst und ständig"? Eigentlich möchte ich doch mehr Zeit und Freiheit für mich. Das hört sich nicht nach meinem Wunsch an...

Wie kann ich Kunden von mir überzeugen? Bisher konnte ich mich darauf verlassen, dass die Vertriebler meiner Arbeitgeber neue Aufträge an Land zogen. In Zukunft muss ich das dann ja neben der "normalen" Arbeit auch noch machen. Wie soll das funktionieren wenn ich wie ein kleiner Bub vor dem Kunden sitze und ihn kaum überzeugen kann?

Welche steuerlichen und rechtlichen Auflagen muss ich erfüllen? Neben Arbeit und Akquise kommt dann natürlich auch noch der Berg (ist es überhaupt nicht) an Buchhaltung dazu. Wie und wo soll ich das denn noch lernen und zeitlich unterbringen?

Bin ich schon soweit?

Immer wieder während des Gesprächs habe ich Selbstzweifeln gesprochen und versucht mich aus kniffligen Fragen heraus oder herum zu reden. Mein Freund lies aber nicht locker, machte klare und punktgenaue Ansagen.

Innerlich dachte ich mir: "Das sagt der so einfach weil er doch schon seit Jahrtausenden selbst ein eigenes Unternehmen führt. Das ist etwas gänzlich anderes bei mir...".

Wenn ich das hier nachträglich bedenke und darüber lese... eieiei... warst du ein Kipfi!

Ich denke mit dem Ende dieses Gesprächs und der allmählich schon wieder aufgehenden Sonne, hatte ich nun meinen Entschluss unbewusst gefasst.

Der Entschluss

Gerade einmal ein halbes Jahr hat es gedauert, bis dieser unbewusste Entschluss sich an die Bewusstsein-Oberfläche durchgegraben hat. Als es mir dann auch wie eine Art "Erleuchtung" vorkam, gab es kein zurück mehr und mich intensivst mit dem damaligen Freiberufler und weiteren Bekannten ausgetauscht, was ich eben beachten und berücksichtigen sollte.